Zwei Brackweder Talentschulen

Katharina Löwenstein Presse

Realschule und Gesamtschule Rosenhöhe nehmen an Versuchsprojekt teil – neue Stellen

Von Stefan Biestmann

NRW-Schulversuchs an sozialen Brennpunkten. Denn die Brackweder Realschule und die Gesamtschule Rosenhöhe sind zwei von drei Talentschulen in OWL und von 35 in NRW, die von einer unabhängigen Jury für das sechsjährige Projekt ausgewählt wurden.

 

Die Stadt Bielefeld hatte insgesamt fünf Schulen vorgeschlagen. Die Sekundarschule Königsbrügge, die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Gesamtschule und das Carl-Severing-Berufskolleg gingen aber in der ersten Runde leer aus. Die Talentschulen beginnen vom kommenden Schuljahr an mit ihren Förderkonzepten. Ziel sei es, »den Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen von ihrer sozialen Herkunft und den Einkommensverhältnissen des Elternhauses zu entkoppeln«, erklärte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP).

Dafür wolle das Land jährlich 22 Millionen Euro investieren, um mehr als 400 zusätzliche Lehrerstellen und 150.000 Euro für Fortbildung in das Modellprojekt zu geben. Claudia Hoppe, Leiterin der Gesamtschule Rosenhöhe, spricht von drei zusätzlichen Stellen an ihrer Schule ab Sommer. Aber sie sei auch glücklich, dass die Schule Teil eines großen Netzwerks werde. »Die Ernennung zur Talentschule gibt uns einen Schub. Wir haben jetzt die Chance, uns besonders zu profilieren.«

Sie weist daraufhin, dass das Projekt vor allem die Mint-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik stärken soll. »Und wir sind bereits auf dem Weg zur Mint-Schule.« Auch die Digitalisierung der Schule werde jetzt beschleunigt, sagt Hoppe. So sei bereits vor der Ernennung klar gewesen, dass einzelne Jahrgänge zum kommenden Schuljahr mit Tablets ausgestattet würden.

Auch Annette Bondzio-Abbit, Leiterin der Brackweder Realschule, sieht die Ernennung als »Bestätigung für die gute Arbeit«. Die Realschule habe bereits eine Mint-Profilklasse. Darauf könne man jetzt aufbauen. Die Stadt sei jetzt beim räumlichen und digitalen Umbau gefordert. »Wir benötigen ein Mint-Labor«, sagt Bondzio-Abbit. In diesem Raum könne fächerübergreifend unterrichtet werden. Auch die digitale Ausstattung sei ausbaufähig.

Die FDP sieht jetzt die Schulverwaltung in der Pflicht, »vor allem die Gebäudesubstanz« der Realschule zu verbessern. »Im Gegensatz zur Gesamtschule Rosenhöhe ist da zu lange viel zu wenig passiert«, kritisiert FDP-Kreisvorsitzender Jan Maik Schlifter. »Die Realschule braucht jetzt ein umfassendes Sanierungsprogramm.«

Für das Talentschul-Programm bewarben sich nach Angaben des NRW-Schulministeriums insgesamt 149 Schulen. Weitere 25 Talentschulen sollen zum übernächsten Schuljahr 2020/2021 an den Start gehen. Die Erfahrungen mit den Talentschulen werden wissenschaftlich begleitet und ausgewertet. Von den Erkenntnissen solle dann das gesamte Schulsystem profitieren, sagte Ewald Terhart, Vorsitzender der Auswahljury und Schulpädagoge an der Universität Münster: »Aus wissenschaftlicher Sicht birgt der Schulversuch Talentschulen die einzigartige Möglichkeit zu beo­bachten, wie sich gezielte Unterstützung in sichtbaren Erfolgen der Schüler niederschlägt.«