Reifeprüfung musikalisch nachgeholt

Katharina Löwenstein Presse

Julikonzert der Gesamtschule Rosenhöhe begeistert

VON WOLFGANG TEMME

Brackwede. “Ich geh’ nach vorn bis zum Rand, ich spür’, mein Herz pulsiert.” Mit dieser Liedzeile brachte Adalgisa Jean-Mora das Besondere beim Julikonzert der Gesamtschule Rosenhöhe auf den Punkt. Zum 7. Mal brachten Schülerinnen und Schüler ihr musikalisches Talent und die Ergebnisse der musischen Schulausbildung auf der Bühne der Aula in Einklang.

“So will es die Tradition, und so steht es im Schulprogramm”, erklärt Schulleiterin Claudia Hoppe. Dass solche Auftritte vor rund 300 Eltern und Mitschülern Mut erfordern, gehört zur pädagogischen Absicht. Adalgisa Jean-Mora, eine starke Stimme aus der 6d, hatte schon mit ihrer Songauswahl die Belohnung ausgedrückt – sie sang “Elektrisches Gefühl” von Juli, das mit dem Ausruf endet: “Heute wird ein guter Tag”.

Ein guter Tag wurde es vor allem für Volkan Azer und seine Mitstreiter aus dem Instrumental-Vokalpraktischen Kurs der Jahrgangsstufe 13. Die Gruppe, zu der noch Julia Henneberg, Alina Woischneck (beide Gesang), Lisa Türk (Schlagzeug), Rouven Jobski (E-Gitarre) und Patrick Zinram (Keyboard) gehörte, hatte ihr Abitur schon in der Tasche und legte mit drei Vorträgen die musikalische “Reifeprüfung” gewissermaßen noch einmal vor Publikum ab. Mit Erfolg. “Wir lassen ihn nur schweren Herzens ziehen”, lautet das Kompliment von Claudia Hoppe für Azer, der mit dem “Abschiedswalzer” von Chopin am Piano ein würdiges Finale lieferte und Standing Ovations erntete.

Das Besondere: Azer hat sich sein Klavierspiel im wesentlichen selbst angeeignet, ohne außerschulischen Unterricht und ohne eigenes Instrument. “Er hat die Musik im Kopf”, schwärmt Moderatorin Ulla Temme von dem Talent, dem sie als Musiklehrerin als einzigem Schüler den unbeaufsichtigten Zugang zum Flügel der Rosenhöhe gestattet hatte.

Ihr in coolem Outfit ganz entspannt angetretener Grundkurs aus dem 12. Jahrgang, angetrieben von Schlagzeuger Albert Weitekemper, hatte vorher “Stolen Dance” von Milky Chance dargeboten. “Wir lassen Theoretisches praktisch werden”, verdeutlicht Temme den Ansatz des Musikunterrichts in der Oberstufe. Kollege Peter Wolf hält die Neigungsgruppe “Klasse(n)musiker” und die Schulband ganz praktisch am Laufen: Mit “Safe and Sound” von den Capital Cities bewiesen die Bandmitglieder Dominik Vinz, Leonie Nikolasevic, David Kröger, Hannah Seeger, Gökce, Nadja Billotin, Cansel Berk und Kim Husovic, dass sie vielleicht schon im nächsten Jahr den “Hauptact” zur Bühnenshow beitragen können.

Perfekt in Szene gesetzt vom Technikteam unter Leitung von Pia Schiering und Christian Gembus, hatte das Julikonzert mit einer Premiere begonnen: Constanze Fitzon (7b) präsentierte unter Klavierbegleitung durch ihren Vater Joachim “River Flows in You” von Yiruma. Leon Fast und Muhammet Kundag aus der 6d steigerten die Stimmung mit selbstbewusstem Keyboardspiel und gegenseitiger Ansage: “So entstehen kleine Profis”, bemerkte Schulleiterin Hoppe augenzwinkernd. Wie alle anderen Akteure freuten sich auch Harfenistin Finja Kreutzer und die mutige Solosängerin Katja Frank, beide aus der 7d, über den Applaus, der manchmal nachhaltiger wirkt als eine gute Musiknote auf dem Zeugnis.

Auf Zuspruch stieß auch eine erstmals im Rahmen des Julikonzerts präsentierte Kunstausstellung. Die Kurse des 12. Jahrgangs unter Leitung von Kerstin van Münster-Lohuis hatten “Ästhetische Biografien” von authentischen oder fiktionalen Personen erstellt.

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01 – Bielefeld West, Montag 07. Juli 2014