Gesamtschule teilt sich

Katharina Löwenstein Presse

Befristete Dependance für die Oberstufe in der Marktschule angedacht

VON SUSANNE LAHR

Brackwede. Eigentlich hätte die Gesamtschule Rosenhöhe schon 2008 saniert werden sollen. Jetzt ist Schulleiterin Claudia Hoppe fast ein bisschen froh, dass das städtische Schulsanierungsprogramm in Verzug gekommen ist. Denn somit ist Gelegenheit, “Schule neu zu denken” – vor allem eine, die mit Inklusion Ernst macht.

Weil das wiederum Zeit und Geld braucht, benötigt die Gesamtschule in der Zwischenzeit Ausweichräume. Und diese sind jetzt in der Marktschule am Stadtring gefunden.

Geplant ist, dass die Gesamtschule in der auslaufenden Hauptschule am Stadtring eine Dependance errichtet. Zehn Klassenräume sollen dort vorübergehend für die Oberstufe mit ihren rund 230 Schülern zur Verfügung gestellt werden. Außerdem sollen die Fachräume mitgenutzt werden. Angedacht ist, die Übergangslösung bis 2019 zu befristen. Bis dahin hofft die Schulverwaltung, die umfassende Sanierung der Gesamtschule sowie eine Erweiterung unter den Raumvorgaben inklusiven Unterrichts umgesetzt zu haben.

Aktuell hat die Gesamtschule mit ihren 939 Schülern eine Fläche von 5.600 Quadratmetern zur Verfügung. Bei einer durchgehenden Vierzügigkeit schon jetzt viel zu wenig. Nun ist im Schuljahr 2013/14 die gemeinsame Beschulung von Kindern mit und ohne Förderbedarf gestartet. Und die Bezirksregierung hat anhand der Richtwerte ausgerechnet, dass der Gesamtschule bei durchgängiger Inklusion bis zu 1.000 Quadratmeter fehlen werden.

Weil der gemeinsame Unterricht mehr Platz benötigt, sind im Vorjahr bereits aus sechs Klassenräumen vier gemacht worden, mussten Oberstufenschüler in drei auf dem Basketballfeld aufgestellte Container ausweichen. Zum neuen Schuljahr wird die Gesamtschule wieder neun Kinder mit Förderbedarf aufnehmen, müssen erneut Klassenräume zu Lernlandschaften umgestaltet werden, wie es Oberstufenleiter Hartmut Derr ausdrückt .”Von Jahr zu Jahr fehlen uns dann immer mehr Räume.” Selbst wenn die Schülerzahlen aufgrund demographischer Entwicklung und kleinerer Inklusionsklassen insgesamt etwas abnehmen würden.

Zusätzliche Container können nicht aufgestellt werden, ein Anbau im Atrium der Schule sowie ein Aufstocken des Verbindungstraktes zwischen Gesamtschule und Berufskolleg Senne lassen sich nicht kurzfristig realisieren. Und weil es schon jetzt im alltäglichen Ablauf überall zwickt und kneift, “haben wir die Stadt im November sehr stark bedrängt, eine Lösung zu finden”, sagt Claudia Hoppe.

Und die scheint nun mit der Marktschule gefunden, die bereits vor einigen Jahren zur Disposition gestanden hat. Damals habe man sich aus diversen Gründen nicht für einen gemeinsamen Standort entschließen können. Jetzt hat sich die Ausgangssituation gewandelt, denn die Marktschule beherbergt ab kommendem Schuljahr nur noch vier Klassen für den 9. und 10. Jahrgang sowie zwei Vorbereitungsklassen für Schüler aus dem Ausland. Ihr Auslaufen ist spätestens zum 31. Juli 2016 vorgesehen. Insgesamt verfügt die Hauptschule über 19 Klassenräume sowie zahlreiche Fachräume, und die Entfernung zur Gesamtschule beträgt gerade mal etwas mehr als einen Kilometer.

“Wir waren vergangene Woche dort und haben uns angeschaut, was bisher nur theoretisch angedacht war”, schildert Hartmut Derr. Er ist davon ebenso angetan wie seine Schulleiterin. Deren Kollegin Anke Pijahn habe sich sehr kooperativ gezeigt. “Wir sind ja mit schlechtem Gewissen hingefahren, weil wir niemanden bedrängen wollten”, sagt Derr. Aber die Marktschul-Leiterin habe ihnen sogar den gesamten zum Stadtring ausgerichteten Neubau angeboten, eigene Fachräume für Kunst und Musik.

Zwar gebe es noch einige organisatorische Probleme, die gelöst werden müssen – beispielsweise unterschiedliche Anfangs- und Pausenzeiten, unterschiedlich lange Schulstunden, die Parksituation sowie die Übermittagversorgung der im gebundenen Ganztag befindlichen Gesamtschule, der Stundenplan für die pendelnden Lehrer -, aber da sind Hoppe und Derr zuversichtlich.

© 2014 Neue Westfälische
01 – Bielefeld West, Mittwoch 22. Januar 2014